Das neue Virus ist verwandt mit Sars und Mers.
Wochenlang trug der neue Erreger den vorläufigen Namen 2019-nCoV, mittlerweile haben Wissenschaftler und Forscherinnen ihn offiziell benannt. Weil er dem Erreger des Schweren Akuten Atemwegssyndroms Sars ähnelt, heißt das Virus jetzt Sars-CoV-2. CoV steht dabei für Coronavirus, der Name der Virusfamilie. Solche Erreger können Menschen und verschiedene Tiere infizieren. Bei Menschen lösen sie mitunter harmlose Erkältungen bis hin zu tödlich verlaufenden Erkrankungen aus. Manchmal kommt es trotz Infektion zu keinerlei Symptomen. Neben Sars können Coronaviren auch Mers verursachen, was für Middle East Respiratory Syndrome steht, einer Atemwegserkrankung, die zuerst auf der arabischen Halbinsel auftauchte. Während der bisher größten Sars-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003 starben weltweit 774 Menschen. An Mers sind seit 2012 mehr als 800 Menschen gestorben. Auch der neue Erreger kann beim Menschen schwere Lungenentzündungen verursachen. Die WHO hat der durch Sars-CoV-2 verursachten Erkrankung den Namen Covid-19 gegeben. Das steht für Coronavirus Disease 2019.
Der erste größere Ausbruch fand in Wuhan statt.

Woher kam das neue Coronavirus?

Das Coronavirus 2019-nCoV tauchte erstmals im Dezember 2019 auf einem Fisch- und Wildtiermarkt im zentralchinesischen Wuhan auf.

Huanan Seafood Market
Wuhan
Die Lungenkrankheit Covid-19 wurde erstmals in der zentralchinesischen Stadt Wuhan nachgewiesen (The Lancet: Huang et al. 2020). Von dort hat sich das Virus weiter ausgebreitet. Ein Fisch- und Wildtiermarkt, wo viele verschiedene lebende und tote Tiere angeboten wurden, spielte offenbar eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Sars-CoV-2: Von 99 Patientinnen und Patienten, die zu Beginn des Ausbruchs in Wuhan wegen einer Infektion behandelt wurden, standen 49 in Verbindung mit dem Markt (The Lancet: Chen et al., 2020). Die meisten hatten dort gearbeitet, etwa als Verkäufer oder Managerinnen. 
Mittlerweile sind mehrere Zehntausend Infektionsfälle bekannt, der Großteil davon in China. Allerdings haben inzwischen auch mehr als 25 weitere Staaten Infektionen mit dem neuen Coronavirus gemeldet. Anfang Februar wurde zudem der erste Todesfall außerhalb Chinas bekannt – auf den Philippinen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht auf ihrer Website regelmäßig die aktuellen Zahlen zum Ausbruch.

WAS ZIEMLICH SICHER IST

Die Zeitspanne zwischen Infektion und ersten Symptomen ist ungefähr bekannt.
Die Inkubationszeit ist die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome. Sie beträgt nach derzeitigen Daten durchschnittlich etwa fünf Tage (The New England Journal of Medicine: Li et al., 2020, PDF). Bei fünf Prozent der Fälle lag sie in dieser Studie allerdings bei 12,5 Tagen. In Deutschland müssen Kontaktpersonen von Menschen mit bestätigter Infektion für 14 Tage in Quarantäne. Damit, so schreibt das RKI, "soll eine Erkrankungswelle in Deutschland hinausgezögert und deren Dynamik abgeschwächt werden". 
Das RKI hat auch Kriterien dafür entwickelt, wann ein Erkrankter wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden darf. Frühestens ist das zehn Tage nach Symptombeginn, vorausgesetzt er ist seit mindestens 48 Stunden fieberfrei und weist seit mindestens 24 Stunden keine sonstigen Symptome der Lungenkrankheit Covid-19 auf. Außerdem müssen zwei DNA-Tests, die das Coronavirus im Erbgut nachweisen können, negativ ausgefallen sein. Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, weist aber darauf hin, dass dieser PCR-Test (Polymerase Chain Reaction) überempfindlich ist und das Virus selbst dann noch nachweist, wenn der Patient eigentlich nicht mehr infektiös ist. Sollten sich mit der Zeit mehr Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infizieren, werde man die bislang strikten Entlassungskriterien überdenken müssen, sagt Drosten.
Das Virus wird ähnlich einer Grippe übertragen
Der neue Erreger wird wie andere Coronaviren oder das Influenzavirus, dem Grippeerreger, wohl primär über die Luft übertragen (Journal of Hospital Infection: Kampf et al, 2020). Wenn ein Infizierter ausatmet, niest oder hustet, verteilt er mikroskopische Tröpfchen in der Luft, die das Virus enthalten können. Auch eine Schmierinfektion ist möglich: Niest jemand in die Hände und berührt dann zum Beispiel eine Türklinke, dann kann sich ein Mensch anstecken, der danach dieselbe Klinke in die Hand nimmt und sich dann mit der Hand etwa an den Mund fasst. Man gehe aber von einer Tröpfcheninfektion als Hauptübertragungsweg aus, sagt der Virologe Schmidt-Chanasit. 
Das Virus kann sich auch im Rachen vermehren
Bisherige Daten deuten darauf hin, dass sich das Virus leichter verbreitet als der Sars-Erreger. Das dürfte auch daran liegen, dass sich Sars-CoV-2 offenbar recht gut im Rachen vermehren kann – der Sars-Erreger befällt hingegen ausschließlich die tiefen Atemwege. Erst waren Forscherinnen und Forscher davon ausgegangen, dass das auch bei Sars-CoV-2 so ist, denn das Virus nutzt dieselbe Bindungsstelle (den Rezeptor ACE2), um in die Zellen seines Wirts zu schlüpfen. Allerdings hätten Forscher Strukturen auf der Oberfläche des Erregers gefunden, die auch Influenzaviren tragen und die es dem neuen Virus ermöglichen könnten, sich effektiv im Rachen zu vermehren, sagte der Charité-Virologe Christian Drosten. "Ein Virus, das von Lunge zu Lunge springt, hat einen weiten Weg von Mensch zu Mensch. Eines aber, das von Hals zu Hals springt, wird in der U-Bahn übertragen."
Kinder sind offenbar nicht besonders betroffen
Ob und wie stark Kleinkinder von dem Virus betroffen sind, haben Forscher und Forscherinnen aus Wuhan untersucht: Mithilfe der Infektionszahlen, die die chinesische Regierung täglich veröffentlicht, zählten sie, wie viele Kinder im Alter zwischen 28 Tagen und einem Jahr wegen einer Sars-CoV-2-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert wurden (Jama: Wei et al. 2020). Zwischen Anfang Dezember und Anfang Februar waren das nur neun Kinder – bei insgesamt Zehntausenden Infizierten eine sehr geringe Zahl.



Die Vermutung des Forscherteams ist aber nicht, dass Kinder gegen Sars-CoV-2 immun sind. Vermutlich haben Babys weniger Kontakt zu potenziellen Überträgern oder entwickeln so milde Symptome, dass eine Erkrankung mit Covid-19 unentdeckt bleibt. "Kinder können den Erreger zwar weitergeben, erkranken aber in vielen Fällen offenbar selbst nicht", sagte Drosten. Das sei ein großer Unterschied zur Influenza und anderen Atemwegserkrankungen, die Kinder oft besonders stark betreffen. Warum das bei Sars-CoV-2 anders zu sein scheint, ist noch unklar.
Nach bisherigen Erkenntnissen stecken sich neugeborene Kinder außerdem nicht unbedingt über ihre Mutter an, wenn die sich in der Spätschwangerschaft mit dem Coronavirus infiziert hat. Das ist zum Beispiel beim Zika-Virus der Fall, das durch einen Ausbruch im Jahr 2016 bekannt wurde und bei ungeborenen Kindern zu Hirnfehlbildungen führen kann. Ein Forscherteam aus China und den USA untersuchte neun Frauen, die in der Spätschwangerschaft an Covid-19 erkrankt waren, und ihre Kinder (The Lancet: Chen et al. 2020). Bei sechs der Patientinnen wurde das Fruchtwasser, das Nabelschnurblut und die Brustmilch sowie ein Rachenabstrich ihrer Neugeborenen auf Sars-CoV-2 getestet. Keine der Proben enthielt das Virus.
Fledermäuse haben das Virus ursprünglich beheimatet
"Es ist sehr sicher, dass das Virus ursprünglich in Fledermäusen zirkuliert ist", sagt der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Das zeigt sich im Erbgut des neuen Coronavirus, das viele genetische Gemeinsamkeiten mit Sars-ähnlichen Viren hat, die ursprünglich in Fledermäusen vorkommen (The Lancet: Lu et al., 2020Nature: Wu et al. 2020; Nature: Zhou et al. 2020).  Allerdings müssen es nicht unbedingt Fledermäuse gewesen sein, die das Virus an den Menschen weitergegeben haben. Es ist denkbar, dass es in der Infektionskette einen Zwischenwirt gab.